Begegnungen

oder: die Möglichkeit zur Erweiterung

Begegnungen sind per definiens ein Aufeinandertreffen unterschiedlicher Personen oder Themenkreise, die eine gemeinsame Schnittmenge entstehen lassen. Sie überschreiten den subjektiven Horizont und schaffen ein Verbindendes. Eine Ausstellung, ein Konzert, ein Theater Event beispielsweise konfrontieren uns mit Sichtweisen, die unsere Gewohnheiten bereichern (manchmal unterlaufen) und ihnen neue Aspekte hinzufügen.

Etwas aus einem anderen Blickwinkel betrachten, heißt: dem Eigenen etwas Neues, Ungewohntes, möglicherweise Kritisches entgegenhalten und zur Auseinandersetzung anregen. Die Verwandlungskraft von Kunst und Literatur ist seit je her in dem subtilen Erfahrungsraum unterschiedlicher Wirklichkeitszugänge angesiedelt, die zwar nicht die Welt verändern, aber zu neuen Perspektiven und einem veränderten Empfinden aufrufen.

Persönliche Begegnungen tragen nicht minder zur Überschreitung des eigenen Horizonts bei, indem sie dialogisch funktionieren. Rede und Gegenrede, Nachfrage, Interesse, wiewohl kritisches Hinterfragen des Eigenen und des Anderen.

Begegnungen, sollten wir dies vergessen haben, sind Essentials, weder reine Spaß- noch reine Pflichtgeburten, sie sind unsere frühesten und wohl auch notwendigsten Erfahrungen.

Begegnungen wieder stark zu machen und so der Vereinzelung entgegenzuwirken, folgt der Überzeugung, dass Tabletts, Smartphones, Virtual Realities unsere Wirklichkeit unter repräsentieren. Als Spielarten menschlicher Kommunikation sind ebenso angenehm wie unentbehrlich. Als absolute Bezugsgrößen jedoch verleihen wir ihnen eine Macht, die wir mit dem Verlust unserer Totalität einbüßen: nämlich intelligible Sinneswesen zu sein, die erst in der Konfrontation und leibhaften Begegnungen mit anderen (Themen und Menschen) ihr eigenes Profil gewinnen.